Warum Melanchthon nicht mit nach London fahren durfte...
Als ich die Handlung für das Buch „Das Geheimnis der rätselhaften Briefe“ plante, war schnell klar, dass die Geschichte in London spielen sollte. Die großartige Stadt, in der Sherlock Holmes einst „zu Hause war“, in der Baker Street 221b – die Stadt, in die ich selbst einmal reisen möchte. Eine Reise dorthin wollte ich „meinen“ Rothstein-Kids doch nicht vorenthalten. Gedacht, geschrieben. Ja, mit dem Zug sollten sie dorthin fahren. Ich recherchierte die Zugverbindungen. Der Eurostar, der unter dem Kanal durch einen Tunnel führt. Darin sollte die drei mit Melanchthon fahren. Ein kurzer Blick in die Transportbedingungen des Eurostar – und dann mein enttäuschtes Gesicht. Ich hatte es fast befürchtet. Haustiere mit Ausnahme von Blindenhunden dürfen im Eurostar nicht mitfahren. Geht Melanchthon wohl als Blindenhund durch? Nicht so wirklich? Also stand schnell fest: Die Kinder müssen ohne ihren vierbeinigen Freund reisen. Aber eine Abenteuergeschichte ohne Hund? Das geht einfach nicht. Ich hab’s. Ein anderer Hund muss her. Einer, der schon in England wohnt und nicht erst mitgebracht werden muss.
So entstand der kleine Terrier „Apple“, der immer so lustig herumspringt wie ein Gummiball. Seinen Namen hat er von dem englischen Sprichwort: „An apple a day keeps the doctor away.“ Und teilte ihn zu dem Zeitpunkt ganz nebenbei bemerkt mit dem Kater aus unserem „echten Leben“.
Warum kommen immer Personen aus der Kirchengeschichte in den Büchern vor?
Ich selber lese gerne Biographien, weil ich finde, dass man aus dem Leben anderer Christen viel lernen kann. Auch für Kinder gilt das. Nur glaube ich, dass die wenigsten Kinder sich hinsetzen und Lebensberichte lesen. Also kam mir der Gedanke, dass man einige Fakten aus dem Leben bekannter Menschen so geschickt in eine Abenteuergeschichte verpacken müsste, dass sie sich so spannend lesen wir der Krimi selbst. Bisher sind es ja Martin Luther, Florence Nightingale und August Hermann Francke. Denn ich finde es perfekt, wenn ein Buch nicht nur spannend ist, sondern auch noch Informationen über interessante Sachthemen enthält. So hat man während des Lesens noch etwas gelernt, ohne dass es einem anstrengend vorkommt.
Wie kommt man auf Pflanzennamen wie Eselsdistel, Hasenlattich und Ferkelkraut?
Oh, das ist keine Erfindung von mir. Diese Pflanzen gibt es wirklich! Und zwar sind es Wildpflanzen, die tatsächlich in Frankreich im Elsass zu Hause sind. Bei der Handlungsplanung vom „Schloss Morillion“ suchte ich nach Pflanzen, die ein Tier im Namen hatten, damit sie der Wolfsmilch im Beet vor der Conciergerie im Park von Schloss Morillion Gesellschaft leisten konnten. Und auf einer Pflanzenliste des Alpenvereins wurde ich dann fündig und war begeistert...
Was ändert sich, wenn aus einer Geschichte, die man als Buch geschrieben hat, ein Hörspiel wird?
Es ändert sich nicht viel – aber irgendwie auch alles. Ich muss das kurz erklären:
Wenn man sich eine Geschichte ausdenkt, aus der man ein ganzes Buch macht, fängt es zunächst mit einer Idee an. Aus dieser Idee heraus, die man noch ein bisschen weiter entwickelt, plant man dann eine ganze Handlung – erst ganz grob, dann immer weiter bis in die winzigste Kleinigkeit. Man überlegt sich die Einzelheiten, die Zusammenhänge und braucht dann noch viel Zeit, um die ganzen Fakten drum herum zu recherchieren. So entwickeln sich langsam die einzelnen Szenen im Kopf, und man sieht alles vor seinem „inneren Auge“ und hört manchmal sogar die Charaktere reden. Insofern stimmt es, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man ein Buch oder ein Hörspiel schreibt.
Aber trotzdem habe ich festgestellt, dass es etwas ganz anderes ist, ein Hörspiel zu machen. Denn plötzlich muss die ganze Geschichte in Dialoge hineingepackt werden. Und das gilt nicht nur für die Gespräche zwischen den Personen, sondern für die gesamte Handlung inklusive langer Erzählpassagen, ja sogar zum Teil sogar für die Beschreibungen der Umgebung, in der sich die Charaktere befinden. Das ist gar nicht so einfach und erfordert viel Vorstellungsvermögen. Denn die Kinder sollen ja hinterher beim Hören der CD das Gefühl haben, als ob sie zum Beispiel mit den Rothstein-Kids in London in der U-Bahn sitzen oder mit Luca und Michi zusammen durch einen unterirdischen Gang robben ...
Man schreibt also sozusagen die Geschichte noch einmal neu als eine Art „Hörspiel-Drehbuch“. Dazu gehören die Dialoge, die Erzählerpassagen zwischendurch, die Angaben von Geräuschen und Musikeinspielungen, die Festlegung der Szenenatmosphäre und so weiter.
Kurz: Der „innere Teil“, also das, was in der Fantasie des Autors stattfindet, ist sehr ähnlich, die äußere Umsetzung in ein Skript dagegen völlig verschieden und verlangt eine andere Denkrichtung.
Beim Schreiben der drei ersten „Drehbücher“ habe ich Hanno Herzler ein wenig über die Schulter geschaut, der ja schon mehr als 80 Hörspiele geschrieben und produziert hat und sich bestens damit auskennt, wie man so etwas macht. Der empfahl mir zum Beispiel, den hörspiel-ungeübten Kindern und Jugendlichen eher kurze Texte zuzuschreiben, wo sich die Sprecher häufig abwechseln. Denn einen langen Monolog richtig gut zu sprechen, ist viel schwieriger und erfordert mehr Übung, als einen Ausruf, eine kurze Antwort oder so etwas von sich zu geben.
Hier findest du die Auflösung des Rätsels aus dem Buch über die Totenmaske Luthers:
Als Birgit Bauer, die Illustratorin der Rothstein-Kids-Serie, einmal das Lutherhaus in Wittenberg besuchte, fiel ihr eine besonders schöne Wandbemalung im Torbogen auf, durch den man in den Hof des Hauses gelangt. Aus diesem Muster gestaltete sie die Vignette, die ihr über den Kapitelanfängen im Buch „Das Geheimnis der Totenmaske“ findet.